Zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 100 000 Beschäftigten
der westdeutschen Textil- und Modeindustrie fordern die Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber die IG Metall zu einer klaren und vor allem auch realistischen Sicht auf die
Zahlen auf.
Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite: „Der schonungslose Blick auf
die Zahlen zeigt: Für uns ist 2023 ein Schicksalsjahr. Wer auf breiter Front mit
historischen Rekordkosten für Energie und Rohstoffe zu kämpfen hat, kann nicht eine
historisch einmalige Forderung der IG Metall nach 8 Prozent mehr für 12 Monate
bezahlen!“
Die deutsche Bekleidungsindustrie ist längst nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau, die
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen in diesem Jahr bei Mode sparen. Die
Hersteller von Garnen, Stoffen, Heimtextilien, Spezialtextilien und technischen Textilien
drücken Rekord-Kosten für Energie und Rohstoffe, wie es sie in der Geschichte der
deutschen Textilindustrie noch nie gegeben hat – das ist die Ausgangslage der
Tarifverhandlungen, die am Dienstag in Frankfurt am Main in die erste Runde gehen.
Nach einer Umfrage des Gesamtverbandes textil+mode unter seinen Mitgliedern ist die
Einschätzung der Gesamtlage bei Umsatz, Export, Auslastung und Auftragsbestand für
dieses Jahr durchweg negativ. Markus Simon: „Wenn selbst die IG Metall von einer
Umfrage berichtet, nach der 35 Prozent der Beschäftigten die Lage in ihrem
Unternehmen als schlecht bis sehr schlecht einschätzen, versteht sich von selbst, dass 8
Prozent mehr weit ab von jedem realistischen Abschluss sind.“
40 Prozent ihrer Umsätze macht die deutsche Textil- und Modeindustrie im Export. Die
höchsten Strompreise in Europa, Rekordkosten für Gas und Rohstoffe haben die
Situation der Branche stark angespannt. Viele Unternehmen befinden sich im vierten
Krisenjahr in Folge und bangen um ihre Wettbewerbsfähigkeit.
08.02.2023